Weil ich vielleicht schon vor Ostern etwas Selbstwertgefühl gefunden habe, schreibe ich heute nochmal darüber. Und natürlich auch, weil mein Therapeut mir wieder viele Denkanstöße gegeben hat.
Ich weiß jetzt für mich, Selbstwert steht auf vier Säulen:
Selbstakzeptanz, Selbstvertrauen, soziale Kompetenz und soziales Netz
Jeder, der also sagt, Selbstwert kommt nur von innen und hat mit dem Umfeld nichts zu tun: NEIN!
Wie sollte es auch so sein, wir Menschen sind nun mal soziale Wesen.
Zu den anderen drei Säulen werde ich mich auch noch äußern aber heute geht es mir vor allem um das „soziale Netz“
In meiner Depression habe ich mich zu sehr auf diese Säule gestützt und mich sehr wohl davon abhängig gemacht: Mein Selbstwertgefühl hing wirklich davon ab, wie andere mich behandeln. Besonders wenn ich verliebt war zählte nur noch, was dieser Mann von mir dachte. Ich sah mich so, wie er mich behandelt. Ich habe Menschen eine wahnsinnige Macht über mich gegeben! Personal Jesus…
Das ist falsch und ich weiß nun endlich: Nur eine Säule allein, kann nichts tragen. Aber es ist ebenso falsch, diese komplett auszuklammern! Sie ist wichtig.
Wenn andere Menschen dir einen Wert geben, zeigen du bist ihnen wichtig und dich mögen, dann bereichert es dein Selbstwertgefühl und baut es auf! Es fällt uns viel leichter uns selbst zu akzeptieren, unabdingbar!
Zum sozialen Netz gehört einiges: Freunde, Familie, Partnerschaft, Kollegen
Verlässlichkeit und Respekt spielen eine große Rolle! Für jemanden wichtig sein und es auch gezeigt bekommen. Das stärkt doch den Selbstwert enorm! Und wahrscheinlich würden wir verkümmern, wenn wir das nicht hätten.
Die Qualität und Tiefe von Beziehungen spielt hier auch eine Rolle. Bis jetzt habe ich meine Wünsche und Bedürfnisse größtenteils hinten angestellt, um mein soziales Netz zu erhalten. Aber dadurch ist meine Säule nicht besonders tragfähig gewesen.
Mich ausschließlich nur noch mit Menschen umgeben, für die meine Wünsche und Bedürfnisse auch zählen, die meine Grenzen respektieren: Das wird meine Säule stärken!
Menschen, die mir vermitteln: „Gib dir selbst erst einen Wert, dann kann ich ihn dir auch geben! Liebe erst dich selbst, bevor ich dich lieben kann!“ haben in meinem Leben nichts mehr verloren. Selbstfürsorge!
Das ist nämlich genauso anmaßend, wie: „Also wenn du schlanker wärst und 10kg weniger hättest, dann…Nimm mal ab und färbe dir die Haare und dann mag ich dich!“
Entweder du magst mich jetzt schon, auf meinem Weg zum Selbstwertgefühl, aus der Depression und hin zur Selbstliebe, oder eben nicht. Das ist nicht meine Entscheidung, sondern deine.
Natürlich tut diese Erkenntnis weh, denn ich werde einige Menschen verlieren, es passt eben nicht mehr. Aber langfristig wird es mir gut tun und ist wichtig, um endlich die Depression hinter mir zu lassen.
Indem ich jetzt achtsam auf die Säule „soziales Netzwerk“ schaue und hier Veränderungen vornehme, baue ich automatisch ein festeres Fundament für die anderen: Selbstvertrauen und Selbstakzeptanz.
Ich schaue auf meine Werte, was ich zu geben habe, was ich kann und wie ich bin. Ich habe Wünsche und Bedürfnisse und Hoffnungen und artikuliere das nun endlich auch.
Und ich gebe mir selbst den Wert, mich zukünftig mit Menschen zu umgeben, die mir gut tun!
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