Veränderungen sind enorm wichtig, gerade mit einer Depression. Irgendwann möchte ich diese ja hinter mir lassen. Trauma und ein Rezidiv meiner Schluckstörung (Ja, sie ist seit einigen Wochen zurück: Hello again, ich hatte dich eigentlich nicht vermisst!) haben diese Veränderungen nun umso dringlicher gemacht.
Veränderungen sind schwer und wo fängt man da an? Bei Veränderungen denkt man ja gleich an große Dinge und sofort kommt die Angst, oder der innere Schweinehund plustert sich auf. Lange schwadronieren darüber fällt leicht, umsetzen ist schwierig. Schwierig heißt aber nicht unmöglich. Und wo habe ich angefangen? Im Alltag und mit der Technik.
Twitter Detox war einer der ersten Schritte. Der hatte vielerlei Ursachen, einige davon hatte ich hier aufgeschrieben. Ich habe alle Tweets gelöscht und achtsam von vorne angefangen. Ein neues weißes Blatt:
Twitter – Detox und achtsamer Neuanfang
Vor dieser Veränderung war meistens das Erste was ich morgens in die Hand nahm mein Smartphone. Die Ausrede: Da ist mein Wecker drauf! Was für eine Überraschung, es gibt Wecker zu kaufen, einfache Wecker! Und eben dies habe ich nun auch getan.
Eigentlich hatte ich aber, sofort nachdem mich mein Telefon geweckt hat, den Verlockungen der quietschebunten Apps darauf nachgegeben:
Smartphone Detox! Es gibt tatsächlich die Möglichkeit das Display auf Graustufen zu stellen. Und abgesehen davon, dass ich den Retro Look mag, (Ok, ich bin eine alte Schachtel und Retro ist wohl das falsche Wort aus meiner Feder) bin ich jetzt nicht mehr so oft versucht auf das Telefon zu linsen. Die Apps locken eben nicht mehr so, wenn sie nicht strahlen.
Das Telefon / Twitter & Co. will ich nun erst nach dem ersten Kaffee sehen. Aufstehen, meditieren, in den Tag starten, Kaffee trinken. Das geht auch ohne Social Media!!
Gleiches gilt für den Abend. Es wird sowieso angeraten, zwei Stunden vor der Schlafenszeit nicht mehr auf irgendein Display zu glotzen. Ab 18 Uhr versuche ich nur noch die App für meine Meditation zu nutzen. Und danach trennen sich die Wege von meinem Smartphone und mir. Ausschalten, ich gehe irgendwann ins Bett und das Telefon muss im Wohnzimmer übernachten. Laptop weg, Fernsehen war eh noch nie mein Ding. Der Abend ohne die Technik beginnt.
Meditation! Vorher habe ich eher sporadisch und nach Bedarf meditiert, jetzt seit 30 Tagen täglich und das 3x, Minimum. Niemals im Leben hätte ich gedacht, was Meditation wirklich bewegen kann. Training für den Geist, Stück für Stück. Ich bin ruhiger geworden, kann klarer denken. Meditation hilft mir auch, nicht mit der Schluckstörung zu hadern. Ja, ich bin manchmal traurig, dass ich wieder alles in den Mixer jagen muss, was ich esse. Nein, ich kann nicht mehr alles zu mir nehmen. Nur meine Sicht darauf ist eine andere, als beim ersten Mal. Dies ist derzeit meine Realität und ich lebe damit. Akzeptanz der Situation und das Beste daraus machen. Nicht zurück schauen, mich nicht unter Druck setzen.
Meditation hat mich auch zum Laufen bewegt. Wie lange ich das jetzt noch machen kann, eben wegen der Schluckstörung, keine Ahnung. Eins weiß ich sicher: Lange Spaziergänge sind auch wertvoll und gesund. Diese täglichen Runden um den See werde ich beibehalten.
Veränderungen überhaupt erst richtig in Angriff nehmen kann ich erst, seitdem ich täglich meditiere. Ich rauche weniger, schlafe besser etc. Die Grundlagen für diese Veränderungen, die Theorie wurden in der Therapie und durch etwas anderes geschaffen. Jetzt geht es endlich in die Praxis!
Und nein, ich schaffe es nicht immer das Smartphone liegen zu lassen und auch alles andere funktioniert nicht immer perfekt und reibungslos. Ich bin noch lange nicht da, wo ich sein will. Wenn es passiert, sehe ich es nicht mehr als Versagen an: Ich mache weiter. Ich muss nicht von vorne beginnen, ich mache weiter. Die Perspektive hierbei ist wichtig: Selbstvorwürfe lassen den inneren Schweinehund richtig im Kreis rennen. Selbstfürsorge und Selbstmitgefühl halten ihn ruhig.
An meiner Depression und dem Trauma hat es noch nichts geändert. Es ist ein langer Weg, Veränderungen dauern und sie sind kein Instant Zaubertrank.
Ich stelle mir das immer wie Domino vor: Eine Veränderung schubst die nächste an, und die nächste und die nächste.
Veränderung ist Schmerz! Das möchte ich an dieser Stelle nochmal erwähnen. Zu spüren, dass sich etwas bewegt: wertvoll.
Wie immer geschrieben, um vielleicht anderen Menschen zu helfen eine neue Perspektive zu finden und den Mut dazu, die ersten kleinen Schritte zu gehen.
Namasté