Selbstmitgefühl – Perspektivenwechsel

mayur-gala-487-unsplash

Das Letzte, was ich als Mensch mit einer Depression für mich empfinden kann, ist Selbstliebe. Dieses Konzept klingt wie etwas aus einem Fantasy Roman. Ich habe das für mich komplett abgelehnt und für unmöglich erachtet. Meditation hat mir geholfen, eine andere Perspektive zu finden. Vielleicht kann dieser Artikel auch anderen Menschen helfen, die bisher ebenso keinen Zugang zu Selbstliebe finden können, ihre eigene Perspektive zu entdecken.

Selbstmitgefühl, statt Selbstliebe. Schon alleine das Wort Mitgefühl löst etwas in mir aus. Wärme, das Bedürfnis die Hände auszustrecken und jemandem zu helfen. Die ersten kleinen Versuche während der Meditation mit Selbstmitgefühl auf mich zu schauen, haben mir gezeigt:

Ich lebe vegan und ein Grund dafür ist: Ich möchte keinem anderen Lebewesen Leid zufügen. Diesen Wert wollte ich unbedingt leben. Meine Unfähigkeit Selbstmitgefühl zu empfinden, stand mir dabei im Weg, hat es unmöglich gemacht.
Dadurch habe ich Menschen, die mir nahe stehen, die ich liebe, immer wieder verletzt. Unabsichtlich zwar, nicht bewusst und vorsätzlich aber ich habe anderen Menschen Leid zugefügt. Und das geht komplett gegen meine Werte.
„Man kann niemanden lieben, wenn man sich selbst nicht liebt.“ Wie sehr habe ich diesen Satz gehasst. Die Wahrheit ist: Ich habe meine eigene Interpretation davon gehasst. Was ich jetzt verstanden habe: Wenn ich mich nicht selbst gut behandele, mich selbst hasse, in den alten Mustern bleibe, werde ich damit immer die Menschen verletzen, die ich liebe. Und endlich ergab es einen Sinn. Ich will niemanden verletzen und das schließt auch mich selbst ein! Wenn ich nicht achtsam mit mir bin und mit dem was ich tue, kann ich nicht achtsam mit anderen Menschen umgehen und das endet in Verletzungen.
Das Licht und die Liebe, die man im Herzen trägt, nach außen bringen. Sie nicht in Selbsthass und Selbstzweifeln ersticken.

Meditation – Loving Kindness Meditation – hat mir nun endlich die Augen geöffnet:

Anfänge von Selbstmitgefühl entwickeln und fühlen, zum ersten Mal im Leben, hat so viel in mir ausgelöst.
Es hilft mir geduldiger zu sein, mitfühlender, nachsichtiger mit mir selbst. Wenn jemand Schmerzen hat und leidet, helfe ich ihm. Ganz egal was ich für diese Person empfinde. Gleiches sollte auch für mich gelten.
Wenn ich Mitgefühl für mich selbst empfinden kann, kann ich achtsamer mit mir selbst umgehen und somit mit anderen.

Für diese Art der Meditation gibt es unterschiedliche Ansätze. Visualisieren, laut aussprechen. Mal bewegt sich sofort etwas, an anderen Tage ist es, als wiederhole ich nur ein Mantra und übe.

Wenn ich heute in mich reinfühle weiß ich, ich bin etwas geduldiger und nachsichtiger mit mir geworden. Ich merke es daran, wie ich mich selbst bewerte oder sogar anfange, es nicht mehr zu tun. Meine Gefühle sein lasse und nicht damit hadere. Das wirkt sich auch im Umgang mit anderen Menschen aus.

Am Ende fast jeder loving kindness Meditation sitze ich da und bemerke, ich habe die Hände über meinem Herzen. Die Verbindung zu mir baue ich langsam auf.

Diese Art der Meditation beinhaltet auch, mehr Mitgefühl mit anderen Menschen zu entwickeln. Diese Meditation besteht aus mehreren Teilen. Über die anderen berichte ich separat, weil jeder Teil so wertvoll ist und eigene Worte verdient hat. Loving Kindness Meditation öffnet das Herz für mehr Verständnis, Geduld, Mitgefühl, Verzeihen. Mehr Demut für Menschlichkeit und die Unvollkommenheit, die uns alle authentisch macht und verbindet.

PS: Viele, die mich regelmäßig lesen wissen, ich habe ein Trauma. Ganz wichtig, mit einem Trauma meditieren kann nach hinten losgehen! Bitte vorher mit dem behandelnden Arzt oder Psychologen absprechen. Nicht für jeden mit einem Trauma ist Meditation geeignet und kann Schaden anrichten. Speziell Loving Kindness Meditation ist schwierig, weil man ja im Trauma eigentlich vor sich selbst und dem Schmerz fliehen möchte. Ich bin sehr vorsichtig an diese Meditation gegangen, in Absprache mit meinem Therapeuten. Und es gibt Tage, da muss ich sie abbrechen.

Ein Gedanke zu “Selbstmitgefühl – Perspektivenwechsel

  1. andheu 16. Juni 2018 / 12:26

    Sehr gut geschrieben. Kann viel von dem nachvollziehen was du da schreibst.

    Gefällt 1 Person

Kommentar verfassen

Bitte logge dich mit einer dieser Methoden ein, um deinen Kommentar zu veröffentlichen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..