Achtsamkeitsbohnen – Sammeln von schönen Momenten

In der Traumatherapie lerne ich immer neue Skills und auch mehr zu Achtsamkeit. Heute hat mir meine Therapeutin Bohnen geschenkt, die sofort in meine Skills Tasche gewandert sind.

An dieser Stelle kurz zu Skills, die mir mit der Posttraumatischen Belastungsstörung helfen – Selbsthilfe quasi. Sie sollen mir helfen, Krisensituationen zu meistern, Anspannungen zu regulieren und zu reduzieren. Und einige Skills sind auch dazu gedacht, mein Selbstwertgefühl zu steigern und mich an meine Selbstfürsorge zu erinnern. Sie helfen mir auch mit den Dissoziationen. Mehr zu Skills, zur Bedeutung und welche ich nutze, in einem anderen Artikel.

Zurück zu den Bohnen und deren Bedeutung, die ich von nun an nicht nur wegen ihrer Haptik, als Skill, in meiner Tasche haben werde.

Die Bohnen sind jetzt meine Achtsamkeitsbohnen! Mit der PTBS bin ich sehr oft in einem Zustand von totaler Anspannung oder extremer Leere. Ein „normal“ gibt es bei mir fast nicht mehr. Und auch wenn ich täglich meditiere, Achtsamkeit gelernt habe und versuche, diese im Alltag auch zu leben – geht sie oft unter. Schöne Momente ziehen an mir vorbei, ich nehme sie nicht bewusst wahr. Doch das ist wichtig! Von nun an habe ich meine Bohnen, um mich daran zu erinnern. Basierend auf einer Geschichte, die mir die Therapeutin mit zu den Bohnen gab:

In der Toskana erzählt man sich von einer alten Frau, die schöne Momente bewusst genießen konnte und das jeden Tag. Sie verließ niemals ihr Haus, ohne sich vorher eine Handvoll Bohnen einzustecken.

Die Bohnen haben ihr dabei geholfen, diese Momente bewusst wahrzunehmen, sie zu zählen und sich später daran erinnern zu können.
Für jeden positiven Moment, alles Schöne, jede Kleinigkeit, die sie tagsüber erlebte, ließ sie eine Bohne von der rechten in die linke Jackentasche wandern.
Sei es nun ein Lächeln eines anderen Menschen, eine wunderbare Unterhaltung, eine gute Tasse Tee, eine schöne Blume, die sie auf dem Weg entdeckte, ein schöner Gedanke – jedes Mal wanderte eine Bohne von einer Tasche in die andere.

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Kannst du es nicht einfach vergessen? – Mein Unterschied zwischen normalen Erinnerungen und „Trauma-Erinnerungen“

Gleich vorab, das wird keine wissenschaftliche Abhandlung. Es ist eine Beschreibung, wie ich es empfinde! Ich möchte Menschen ohne Trauma und PTBS etwas näher bringen, warum sich die „Erinnerungen“ (Flashbacks, Albträume, Intrusionen) an das Trauma von normalen unterscheiden und warum es eben für mich keine Erinnerungen sind. Denn eine Frage kommt wirklich immer wieder: „Kannst du es nicht vergessen und loslassen?“ Nein, kann ich nicht! Es führt ein Eigenleben in mir drin und ist immer da. Jeden Tag und jede Nacht! Und es fühlt sich verdammt real an.
Falls irgendwer diesen Film noch kennt: „Und täglich grüßt das Murmeltier“ in der Horrorfassung, in meiner persönlichen Hölle.

Ich habe viel Fachliteratur gelesen und viel in der Therapie gelernt. Ich weiß, „Traumaerinnerungen“ werden in einem anderen Teil des Gehirns, als normale Erinnerungen gespeichert. Und ich kann auch logisch nachvollziehen, das Trauma ist in der Vergangenheit. Nur fühlen kann ich es nicht so.
Ein Beispiel für euch: Könnt ihr euch noch an euren letzten Sommerurlaub erinnern? Ihr wisst, ihr denkt an etwas aus der Vergangenheit. Ihr könnt euch sicher daran erinnern, wie ihr euch gefühlt habt und könnt das auch beschreiben. Ihr könnt noch erzählen, wie schön die Blumen gerochen haben oder wie das Meer rauschte. Ihr könnt euch daran erinnern, wie entspannt ihr wart. Und hier liegt einer der Unterschiede: Ihr fühlt es nicht jetzt genau in diesem Moment so wieder! Ihr seid gerade nicht so entspannt, ihr riecht gerade die Blumen nicht und ihr hört nicht das Meeresrauschen. Ihr seid nicht gerade wieder im Urlaub!
Es sind Erinnerungen! Diese Erinnerungen sind wie aus einem Buch chronologisch für euch abrufbar.

Mit einem Trauma ist das anders. Ein Trauma ist so überwältigend für die Seele, da wird nichts ordentlich abgespeichert. Fetzen, Fragmente und niemals chronologisch und schön sortiert.

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Trauma und Vertrauen – Die Menschen an unserer Seite

 

Unlike simple stress, trauma changes your view of your life and yourself. It shatters your most basic assumptions about yourself and your world — “Life is good,” “I’m safe,” “People are kind,” “I can trust others,” “The future is likely to be good” — and replaces them with feelings like “The world is dangerous,” “I can’t win,” “I can’t trust other people,” or “There’s no hope.” 

Mark Goulston MD

Ein Trauma, besonders eins durch Menschenhand zugefügt, erschüttert alles.
Es fühlt sich an, als wäre meine ganze Welt nun zerstört, so wie auch die Person, die ich mal war. Die winzigen Fragmente, die noch übrig sind, habe ich hinter einer dicken Mauer vergraben. Und dennoch muss ich sie irgendwann rausholen und versuchen wieder zusammenzusetzen. Nur so ist eine Heilung möglich. 

Über einige Symptome der PTBS habe ich schon geschrieben. Wie erkläre ich aber nun, dass ich kein Vertrauen mehr haben kann? Ich vertraue niemandem mehr, auch nicht mir selbst. Die Angst ist zu groß und bestimmt alles. Alles ist auf Instinkte ausgerichtet, Körper und Verstand. Vertrauen gehört allerdings nicht mehr dazu. Auf die Gefahr lauern, die von jedem Menschen ausgehen kann aber sehr wohl.

Nun sind Menschen nicht dafür gemacht, in Isolation zu leben. Gerade mit einer PTBS ist das Umfeld, sind sichere Bindungen unerlässlich für den Weg der Heilung. 
Heilung –  falls es sie denn wirklich gibt – ist ein Prozess – ein Weg, den jeder eigenverantwortlich geht. Was dabei unerlässlich ist, ist Unterstützung. Gerade beim Thema wieder vertrauen lernen . Etwas so großes, zerbrechliches, lebenswichtiges wie Vertrauen ansatzweise auch nur wieder zulassen können, ist unvorstellbar und kostet Mut. Mut, den ich nur alleine aufbringen kann. 

Vertrauen ist etwas, was ich aktiv gebe! Ebenso wichtig sind Menschen, die zeigen: Du kannst mir vertrauen, ich halte mich an mein Wort. 
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